Januar 15, 2021

5 Lösungsstrategien bei aggressiven dementen Menschen

Von Ioannes
Print Friendly, PDF & Email

Du hast einen dementen Angehörigen und kannst seine aggressiven Verhaltensweisen überhaupt nicht zügeln? Keine Sorge so geht es vielen Menschen. In diesem Artikel werde ich dir 5 Lösungsstrategien mitgeben, wie du mit Aggression in einer Demenz umgehst.

Teile diesen Beitrag

Blogbeitrag-Bild-Demenz-Aggression-Lösungsstrategien
Viele demente Menschen fühlen sich nicht verstanden und reagieren deshalb aggressiv. (Bildquelle: unsplash.com/Aaron Blanco Tejedor)

Ich bin Fachkraft für Altenpflege und teile hier auf dieser Seite mein Wissen mit euch. Ebenfalls wirst du hier auch mögliche Gründe für das aggressive Verhalten deines Angehörigen finden, dadurch kannst du die Situation hoffentlich besser einschätzen. Viel Spaß beim Lesen! Hier habe ich 8 Grundregeln zum Umgang mit Dementen für dich.

Aggression in einer Demenz

Aggressives Verhalten von dementen Menschen kann sich körperlich oder verbal äußern. Hier ist es immer wichtig, die Ursache der Aggression herauszufinden. Du solltest auf gar keinen Fall mit Aggression auf die Aggression reagieren.

Entstehungsverlauf einer Aggression bei dementen Menschen

Jede aggressive Situation entsteht durch eine Situation in der ein dementer Mensch einen Sachverhalt nicht verstehen, oder seine eigenen Handlungen nicht mehr nachvollziehen kann. Dieses Unverständnis äußert sich dann durch Überforderung, der Demente ist nicht in der Lage die Situation zu bewältigen, dadurch baut sich innerlich ein Druck auf. Dieser Druck kann dann je nach Person unterschiedlich lange für sich behalten werden, wenn dies jedoch nicht mehr möglich ist, verwandelt sich dieser Druck in Angst und die demente Person wird entweder aggressiv oder zieht sich zurück.

Häufige Gründe für die Aggression bei Demenz

Das aggressive Verhalten kann mehrere unterschiedliche Gründe haben, die gängigsten habe ich dir in den folgenden Abschnitten aufgezählt.

Körperliche Beschwerden:

  • Falls die Person ihren körperlichen Schmerz nicht mehr kommunizieren kann, dann äußert sich dieser durch aggressives Verhalten. Insbesondere dann, wenn du die verletzte Stelle aus versehen berührst.
  • Erschöpfte demente Menschen sind auch sehr häufig aggressiv. Sie können meistens nicht mehr erklären, dass sie Ruhe benötigen.
  • Oftmals spielen auch Hunger und Durst eine Rolle. Viele Menschen im fortgeschrittenen Demenz-Stadion haben kein Hunger- und Durstgefühl mehr. Somit werden sie dann unruhig und aggressiv.

Umweltfaktoren:

  • Häufig führen laute Umgebungsgeräusche zu Stress, der sich dann in Aggressionen äußert.
  • Auch die Tageszeit spielt eine Rolle, denn viele demente Menschen sind morgens zugänglicher als abends. Am Abend werden sie oftmals unruhig, wenn es dunkel wird. Das kann aber von Person zu Person variieren.

Schlechte Kommunikation:

  • Die demente Person versteht deine Forderung nicht und reagiert abweisend und aggressiv.
  • Überfordere deinen Angehörigen nicht mit zu vielen Fragen.

Mögliche Warnzeichen für bevorstehendes aggressives Verhalten bei einem Dementen

Oftmals kann eine Aggression bei einem Dementen schon vorhergesehen werden, da sich die Stimmung des Betroffenen nach und nach verschlechtert. Hier sind folgende Warnzeichen, die auf einen bevorstehenden aggressiven Ausbruch hinweisen können:

  • Starke Stimmungsschwankungen in kurzer Zeit
  • Mimik und Gestik ist aggressiv
  • Die allgemeine Stimmung ist sehr angespannt
  • Der Demente ist entweder sehr aktiv oder sehr passiv
  • Bei der Kontaktaufnahme reagiert der Betroffene bereits gereizt
  • Der Demente droht schon verbal mit Gewalt
  • Die körperliche Distanz wird nicht eingehalten, der Demente kommt einem sehr nah

5 mögliche Lösungsstrategien bei Aggression in einer Demenz

Ich möchte hier nur kurz anmerken, dass jeder Mensch ein Individuum ist und das diese Strategien keine Pauschallösung darstellen. Allerdings kannst du ein paar von ihnen austesten, um zu sehen, welche für deinen Angehörigen geeignet ist:

  1. Versuche den Krisenherd zu identifizieren: Denke darüber nach, was vor der Aggression passiert ist und versuche dort einen möglichen Grund für die Aggression zu finden.
  2. Achte auf Verletzungen: Gucke nach eventuellen Schonhaltungen deines Angehörigen, hier kann eine Verletzung Auslöser für die Aggression sein.
  3. Fokussiere dich auf die Gefühle: Achte immer darauf, mit welcher Intention dein Angehöriger die Aggression äußert. Oftmals liegt hier der Schlüssel zur Problemlösung.
  4. Beseitige Störquellen in der Umwelt: Falls dein Angehöriger durch einen gewissen Umweltfaktor gestresst und aggressiv wird, dann beseitige ihn. Schließe das Fenster bei Baustellenlärm, räume auch Gegenstände weg, die deinem Angehörigen Angst machen.
  5. Lenke deinen Angehörigen ab: Wenn dein Angehöriger sehr aufgebracht ist, dann kannst du ihn mit verschiedenen Aktivitäten von seinem Ärger ablenken. Gehe mit ihm spazieren, oder einkaufen.

Hier ein YouTube Video für dich zu dem Thema Aggressionen und Demenz:

Prophylaxemöglichkeiten gegen aggressives Verhalten in einer Demenz

Oftmals hilft es den Betroffenen beschäftigt zu halten, damit er seine aggressiven Gedanken in eine sinnvolle Tätigkeit kanalisieren kann. Allerdings ist die Beschäftigung von dementen Menschen etwas schwierig, aber mit den richtigen Aktivitäten ist es nicht unmöglich. Folgende Aktivitäten sind für einen dementen Menschen gut geeignet:

  • Gehirnjogging
  • Spezielle Gymnastik
  • Spaziergänge
  • Ergotherapie (Malen, Basteln etc.)
  • Musik hören
  • Singen
  • Alte Fotos anschauen

Gewalt gegen Pflegebedürftige

Leider passiert es immer häufiger, dass Pflegebedürftige vom Pflegepersonal aggressiv behandelt werden, oftmals sind davon demente Menschen betroffen, da diese auch eine aggressive Art an den Tag legen. Viele Pflegepersonen fühlen sich dann überfordert und begegnen den dementen Menschen mit harten Maßnahmen. Falls du einen dementen Angehörigen im Altenheim hast, solltest du darauf achten, dass er nicht gewaltvoll behandelt wird.

Natürlich ist eine gewaltsame Handlung nicht leicht nachzuweisen, allerdings gibt es ein paar Anzeichen, die du beachten solltest und diese dann möglicherweise bei der Stationsleitung ansprechen. Ich möchte nicht sagen, dass Gewalt in der Pflege Gang und Gäbe ist, jedoch kommt sie leider vor und demente Menschen können ihren Angehörigen nicht davon berichten, da sie in den meisten Fällen kognitiv nicht in der Lage dazu sind. Deshalb achte auf folgende Punkte, falls du Gewalt gegenüber deinem Angehörigen vermutest:

  • Immer wieder blaue Flecken: Hat dein Angehöriger immer wieder neue blaue Flecken insbesondere an den Oberarmen, das kann vom härterem Zupacken passieren. Auffällig ist, wenn die Hämatome nur an den Oberarmen auftreten, bei einem Sturz müsste dein Angehöriger auch noch an anderen Stellen wie am Oberschenkel blaue Flecken haben.
  • Verletzungen am Mund und im Mundinnenraum: Demente bettlägerige Menschen weigern sich häufig, ihre Nahrung vollständig zu sich zu nehmen. Das Pflegepersonal steht unter Zeitdruck und führt das Trinken und Essen gewaltsam in den Mund ein. Hierbei entstehen kleine Verletzungen und die Selbstbestimmung deines Angehörigen wird untergraben.
  • Sedierende Medikation: Dein dementer Angehöriger kommt dir total durch den Wind vor, jedes Mal wenn du zu Besuch bist, häufig werden demente Menschen mit stark sedierenden Mitteln vor der Schlafenszeit versorgt, damit sie ruhig werden und in ihr Zimmer gebracht werden können. Das ist in manchen Situationen auch angemessen, sollte allerdings nicht zur Regel werden. Falls du die Vermutung hast, dass dein Angehöriger zu oft solche Beruhigungsmittel bekommt, lass dir die Dokumentationen von der Spätschicht zeigen, hier sind alle Maßnahmen eingetragen, auch die Verabreichung von Medikamenten.
  • Örtliche Fixierung: Falls die Tür deines Angehörigen in seinem Zimmer irgendwie blockiert wurde, oder er irgendwo hingesetzt wurde, von wo er nicht alleine aufstehen kann, dann handelt es sich hierbei auch um eine gewaltsame Handlung.

Frage: Habt ihr schon Erfahrungen mit Aggression in einer Demenz gemacht?