Januar 19, 2021

Demenz innere Unruhe: 6 Lösungsstrategien

Von Ioannes

Hallo und herzlich willkommen auf meiner Seite. Du hast ein Problem mit einem umherirrenden dementen Menschen? Dann bist du nicht alleine! Wusstest du, dass 6 von 10 dementen Menschen umherirren und eine innere Unruhe haben?

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Umherirrenden dementen Menschen
Lasse deinen dementen Angehörigen nicht alleine spazieren gehen, er könnte sich verirren. (Bildquelle: unsplash.com/Beth Macdonald)

Dieses unkontrollierte Umherwandern kann ziemlich gefährlich werden, da dein Angehöriger sich selbst oder andere dadurch verletzen kann. Auch besteht die Gefahr, dass er verloren geht. Ich bin Fachkraft für Altenpflege und habe hier in diesem Artikel 6 Lösungsstrategien für dieses Problem! Hier geht es zu meinem Artikel über Schlafstörungen und Demenz.

Ioannes Giannakakos Altenpfleger und SEO Specialist

Über den Autor:

Fachkraft für Altenpflege

Demenz und die innere Unruhe

Zwischen 76 und 96% aller dementen Menschen neigen zu Aggressivität, Unruhe und Schlafstörungen, somit sind diese Probleme bei dementen Menschen weitverbreitet. Diese Begleitsymptome hängen zwar mit der Krankheit zusammen, können jedoch in den meisten Fällen erfolgreich behandelt werden, im Gegensatz zur Haupterkrankung selbst. In den letzten Jahren wurde die Behandlung dieser Begleitsymptome immer mehr vorangetrieben und es wurde versucht herauszufinden, warum die Patienten sich so verhalten.

Manchmal äußert sich die innere Unruhe bei einem dementen Menschen auch durch passiv aggressives Verhalten. Das bedeutet, dass die Person absichtlich ein Verhalten an den Tag legt, welches eine negative Reaktion zur Folge hat. Oftmals werden dann Sachen mutwillig zerstört, oder die Kommunikation läuft erschwert ab, obwohl dies normalerweise nicht der Fall war. In solchen Fällen hilft es immer, den Dementen zu beobachten, wenn er alleine im Raum ist. Bemerkst du dann, dass der Demente häufig seine Sitzposition wechselt, oder viel mit seinen Händen herumfuchtelt, dann liegt das wahrscheinlich an einer inneren Unruhe, die er nicht kommunizieren kann.

Demenz innere Unruhe: Gründe

Die häufigste Ursache für die innere Unruhe sind tatsächlich Schmerzen, die nicht kommuniziert werden können von der dementen Person. Hierbei handelt es sich oftmals um unerkannte Prellungen, Brüche, oder Schmerzen des Kiefers durch eine verrutschte Zahnprothese. Falls dein Angehöriger oft umherirrt, könnte er möglicherweise Schmerzen beim Sitzen oder Liegen haben.

Aber auch psychische Erkrankungen können zu einem ungeheuren Bewegungsdrang bei dementen Menschen führen, viele demente Patienten haben posttraumatische Belastungsstörungen aus dem zweiten Weltkrieg, die nie wirklich behandelt wurden. Diese Ängste und unterdrücken Emotionen versucht der Betroffene möglicherweise durch Bewegung zu kompensieren.

Hier eine Liste der häufigsten Ursachen für die innere Unruhe, Umherirren, oder den starken Bewegungsdrang:

  • Angstgefühle
  • Schmerzen
  • Langeweile
  • Verlangen nach Ortswechsel
  • Versetzung in eine andere Zeit (Der Betroffene will plötzlich seine Mutter besuchen gehen)

Demenz innere Unruhe: Emotionale Gründe

Viele Menschen verarbeiten in ihrer Demenz Traumata, die sie im Laufe ihres Lebens bekommen haben. Das können familiäre Probleme sein, aber auch einschneidende Erlebnisse wie Kriegsgeschehen. Die Dementen fühlen sich dann oftmals wieder in diese Zeit versetzt und nehmen auch alles um sich herum so wahr. Dadurch kann sich beim Dementen auch eine innere Unruhe aufbauen, die sich dann in einem Fluchtverhalten äußert.

Demente Menschen neigen in solchen Situationen häufig dazu, ihre Ängste und innere Unruhen zu kommunizieren. Sie schildern dir in wenigen Sätzen, dass sie sich in einer schwierigen Situation befinden und schnell vom jetzigen Aufenthaltsort verschwinden müssen. Achtung hier besteht akute Gefahr, dass der Demente möglicherweise seinen Wohnraum verlässt und dabei verloren geht.

Die innere Unruhe eines Dementen kann in diesen Fällen nicht durch logische Erklärungen bekämpft werden. Du solltest den Dementen vielmehr von seiner Situation ablenken. Hier kann Ergotherapie helfen, aber auch ein einfacher Spaziergang an der frischen Luft kann für Abwechselung sorgen. Du solltest dem Dementen immer das Gefühl von Sicherheit vermitteln und es ihm auch kommunizieren, dass er bei dir sicher ist.

Demenz innere Unruhe: Beschäftigung mit den Händen

Ein sehr tolles Hilfsmittel für Demente mit einer inneren Unruhe ist eine Nestelkissen. Mit diesem Nestelkissen können Demente ihre Hände beschäftigen, das lenkt sie von ihren unruhigen Gedanken ab und sie können etwas abschalten.

Bei einem Nestelkissen für Demente handelt es sich um ein Kissen, welches mit verschiedenen Utensilien bestickt wurde. Hier können Reißverschlüsse, Schleifen, Klingeln, Schnürsenkel und viele andere Gegenstände vernäht sein. Diese haben auch alle eine unterschiedliche Haptik.

Durch das Fühlen, Ziehen und spielen, werden die Dementen von ihrer inneren Unruhe abgelenkt und die überschüssige Energie kann entweichen.

Welche Bedeutung hat die Bewegung für einen Dementen

Oftmals ist das Laufen die einzige Tätigkeit die ein Dementer noch ohne fremde Hilfe vollziehen kann, genau deshalb ist es so wichtig, ihm auch diesen Freiraum zu lassen. Denn viele demente Menschen haben immer wieder helle Momente, in denen sie merken, wie abhängig sie von anderen Personen sind und wie schwer sie sich alleine tun. Das Laufen gibt ihnen ein Stück Freiheit und stärkt ihr Selbstbewusstsein. Diese Bewältigungsstrategie solltest du deinem dementen Angehörigen nicht nehmen, andernfalls könnte er sehr aggressiv werden. Natürlich muss hier insbesondere bei einer häuslichen Betreuung die Balance zwischen Sicherheit und Bewegungsfreiheit gewährleistet werden. Alleine solltest du deinen Angehörigen in einer fortgeschrittenen Demenz nicht draußen rumlaufen lassen.

Mögliche Zwecke des Bewegungsdrangs von dementen Menschen

Für uns erscheint der Bewegungsdrang oftmals ziemlich spontan und ohne jeglichen Grund, allerdings versuchen die dementen Personen mit ihren Bewegungen in der Regel etwas zu kompensieren:

  • Zeitliche und örtliche Desorientierung: Die Person vergisst die Zeit und ihren Aufenthaltsort und versucht sich durch Bewegung der Situation zu entziehen.
  • Angst: Die Person hat durch ein Schlüsselerlebnis oder einen Vorfall Angst bekommen und versucht diese Angst durch Bewegung abzubauen oder sie versucht zu flüchten. Diese Angstzustände können auch durch den Fernseher und das Radio ausgelöst werden.
  • Schmerzen: Die Person hat im sitzenden oder liegenden Zustand Schmerzen und möchte sich deshalb bewegen.
  • Gewohnheit: Der demente hat sich auch schon in seiner Vergangenheit sehr aktiv bewegt und braucht die Bewegung einfach, um sich wohlzufühlen, das ist häufig bei ehemaligen Sportlern der fall.

Risiken bei umherirrenden dementen Menschen

Jede desorientierte Person, die draußen umherirrt, stellt ein enormes Risiko für sich selbst und für andere dar. Denn auf der Straße werden die Menschen nicht wirklich wissen können, dass dein Angehöriger dementiell verändert ist. Es ist schon oft vorgekommen, dass demente Menschen einfach so auf die Straße laufen, da sie die Situation nicht einschätzen können. Achte auf folgende Warnsignale, um festzustellen, ob dein Angehöriger an Desorientierung leidet:

  • Dein Angehöriger kommt immer viel später nach Hause, obwohl der die Routen eigentlich kennen müsste.
  • Dein Angehöriger kann sich nicht mehr dran erinnern, an ihm bekannte Platze zu kommen.
  • Dein Angehöriger will nach Hause, obwohl er in seiner Wohnung sitzt.
  • Dein Angehöriger leidet an einem enormen Bewegungsdrang.
  • Dein Angehöriger wird an belebten Orten sehr unruhig.
  • Dein Angehöriger kann sich in seiner eigenen Wohnung nicht mehr wirklich zurechtfinden.

Treten diese Symptome auf, dann solltest du vorerst deinen Angehörigen gut im Auge behalten. Lasse ihn dann lieber nicht mehr alleine spazieren gehen, ansonsten könnte er sich verirren.

6 Stategien gegen die innere Unruhe eines Dementen

Selbst wenn du unheimlich fürsorglich bist, kann es trotzdem noch dazu kommen, dass dein Angehöriger stark umherirrt. Hier sind einige Strategien aus der Praxis, die dir helfen könnten:

  1. Erschaffe eine Tagesroutine: Ein fester Tagesablauf kann deinen Angehörigen Sicherheit geben und er hat weniger Bewegungsdrang.
  2. Lenke deinen Angehörigen ab: Finde heraus, zu welcher Uhrzeit dein Angehöriger am meisten umherirrt und unternimm dann mit ihm regelmäßig etwas zu der Zeit.
  3. Beruhige deinen Angehörigen: Falls dein Angehöriger meint, plötzlich nach Hause gehen zu wollen, dann sage ihm, dass ihr hier in Sicherheit seid und es hier gut ist.
  4. Vermeide belebte Orte: Gehe mit deinem Angehörigen nicht in Einkaufscenter oder ähnliche Orte.
  5. Technik nutzen: Es gibt spezielle Peilsender für ältere Menschen, damit kannst du deinen Angehörigen immer orten und du weißt, wo er ist.
  6. Lasse ihn nicht alleine: Personen mit sehr fortgeschrittener Demenz sollten nie alleine gelassen werden, hier empfiehlt sich eine 24-Stunden Betreuung oder ein Heim.

In Tipp 2 habe ich dir dazu geraten, deinen dementen Angehörigen in seiner aktivsten Zeit mit Bewegung abzulenken. Hier sind spezielle Übungen, die du mit einem dementen machen kannst:

Bewegungsübungen für Menschen mit Demenz zum Mitmachen (Teil 2: Beinkraft und Schultern stärken)

Frage: Habt ihr bereits Erfahrungen mit umherirrenden dementen Menschen gemacht?

Quellen

  1. aertzeblatt.de: Diagnostik und Therapie von Verhaltensstörungen bei Demenz: https://www.aerzteblatt.de/archiv/191886/Diagnostik-und-Therapie-von-Verhaltensstoerungen-bei-Demenz.
  2. Kolle, C: Demenz. Bonn 2008.