Hallo und willkommen bei pflege-thematik.de. Heute geht es um das Thema Bipolare Störung. Ich werde dir in diesem Artikel das Krankheitsbild mit seinen Symptomen, Ursachen und pflegerischen Maßnahmen näher beschreiben.
Ebenfalls erläutere ich dir, welcher Behindertengrad dir zusteht und welchen Pflegegrad Menschen mit einer Bipolaren Störung in der Regel bekommen.
Ich versuche auf dieser Seite, verschiedenste medizinische oder pflegerische Themen möglichst leicht und verständlich zu erklären. Damit jeder die behandelten Themen ganz leicht verstehen kann. Viel Spaß beim Lesen!
Inhaltsverzeichnis
Toggle- Was ist eine Bipolare Störung?
- Welche Arten von Bipolaren Störungen gibt es?
- Welche Symptome gibt es?
- Pflegegrad bei Bipolarer Störung
- Pflegegrad bei Bipolarer Störung beantragen, worauf achten?
- Wie wird der Pflegegrad beantrag bei einer Bipolaren Störung?
- Bipolare Störung Grad der Behinderung
- Bipolare Störung Folgeerkrankungen
- Ursachen
- Bipolare Störung pflegerische Maßnahmen
Was ist eine Bipolare Störung?
Diese psychische Erkrankung wirkt sich auf die Gefühlswelt der betroffenen Personen aus. Sie sind geplagt von starken Stimmungsschwankungen, die oftmals unbegründet sind. Typische Verhaltensmuster für eine bipolar gestörter Person sind stark depressive Phasen und dann plötzlich beginnende euphorische Phasen.
Welche Arten von Bipolaren Störungen gibt es?
Wie bereits beschrieben, wechseln sich depressive Gefühle und manisch-euphorische Gefühle ab bei dieser psychischen Krankheit. Diese Abwechslung ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Bei manchen kann eine Phase Jahre andauern und bei anderen nur einige Tage oder Wochen. Folgende Arten gibt es:
- Bipolar-Störung I: Depressive und manische Phasen treten abwechselnd auf.
- Bipolar-Störung II: Hier wechseln sich die depressive und die manische Phase auch ab, allerdings ist die manische Phase nicht besonders stark.
- Zyklothymia: Depressive und manische Phase tauchen abwechselnd ab, jedoch in sehr abgeschwächter Form.
Welche Symptome gibt es?
Bei den Symptomen muss ganz klar unterschieden werden zwischen der manischen und der depressiven Phase, da beide Phasen eigene Symptome aufweisen.
Symptome in der manischen Phase
- Selbstüberschätzung: Betroffene sind oftmals leichtsinnig und können Gefahren nicht mehr einschätzen. Kann rechtliche und finanzielle Probleme nach sich ziehen. Auch im Sexualverhalten äußert sich diese Selbstüberschätzung, Personen lassen sich viel schneller auf sexuelle Beziehungen mit fremden Menschen ein.
- Größenwahn: Personen denken über irrationale Projekte nach und haben sehr hochgesteckte Ziele.
- Sind sehr aktiv: Starker Rededrang und Personen brauchen weniger Schlaf.
Symptome in einer depressiven Phase
- Antriebslosigkeit: Personen können sich nur schwer motivieren, etwas zu unternehmen oder zu machen.
- Selbstmordgedanken: Person hat öfters Selbstmordgedanken oder sogar Versuche sich umzubringen.
- Starke Schlafstörungen: Betroffene Person kann nachts nicht wirklich durchschlafen.
- Traurigkeit: Erkrankte Personen fühlen sich oftmals grundlos traurig und niedergeschlagen.
- Desinteresse: Betroffene Person interessiert sich plötzlich nicht mehr für seine Hobbys und erfreut sich an schönen Momenten nicht mehr wirklich.
- Haarausfall: Bei manchen Patienten werden die Haaren dünner und fallen aus.
Pflegegrad bei Bipolarer Störung
Menschen mit einer Bipolaren Störung können auch einen Pflegegrad bei ihrer Pflegekasse beantragen, allerdings sollte der Betroffene hier so stark beinträchtigt sein, dass er länger als ein halbes Jahr ambulant von einem Pflegedienst betreut werden muss. Ansonsten wird es schwierig einen Pflegegrad zu bekommen.
Wichtig zu erwähnen ist, dass der Pflegegrad nicht direkt aufgrund der Diagnose Bipolare Störung vergeben wird. Essentiell für die Vergabe des Pflegegrades ist die Beeinträchtigung der Alltagsfähigkeit und der benötigte Unterstützungsbedarf. Wenn die betroffene Person Unterstützung in der Medikamenteneinnahme, oder in der Bewältigung des Alltages benötigt, dann sind das triftige Gründe, einen Pflegegrad genehmigt zu bekommen.
Die häufigste psychische Erkrankung für einen Pflegegrad ist die Demenz. Diese geht nämlich mit einer enormen Einschränkung der Selbstpflegekompetenz einher. Menschen mit einer Bipolaren Störung, die eingeschränkt in ihren sozialen und privaten Leben durch die Krankheit sind, bekommen in der Regel Pflegegrad 2 zugewiesen.
Dadurch erhalten sie Unterstützung im Alltag, das soll den Betroffenen Sicherheit geben und den Stress reduzieren. Es ist natürlich vorgesehen, dass die Personen irgendwann wieder selbstständig leben und handeln können.
Pflegegrad bei Bipolarer Störung beantragen, worauf achten?
Menschen die an einer Bipolaren Störung leiden, benötigen eine völlige andere pflegerische Unterstützung als Senioren. Denn die meisten psychisch erkrankten Personen sind noch in der Lage, ihre Grundpflege (Waschen etc.) selbstständig durchzuführen. Dies bedeutet, dass hier noch eine Selbstpflegekompetenz gegeben ist, da ein Großteil des Alltags alleine bewältigt werden kann.
Bei Personen mit einer Bipolaren Störung kann die Selbstpflegekompetenz jedoch anders eingeschränkt sein, insbesonders in der manisch-depressiven Phase kann es hier zu enormen Einschränkungen kommen, das alltägliche Leben zu gestalten und zu bewältigen. Sind diese Phasen langandauernd und extrem, dann kann die Hilfe eines ambulanten Pflegedienstes durchaus nützlich für den Betroffenen sein.
Folgendes Beispiel:
Eine Person mit Bipolarer Störung schafft es in ihren depressiven Phasen nicht mehr, die Wohnung aufzuräumen, die Körperhygiene zu beachten, oder Lebensmittel einzukaufen. Hier kann nicht mehr von einer selbstständigen Bewältigung des Alltags gesprochen werden. Diese Situation kann für Angehörige erdrücken sein, die Beantragung eines Pflegegrades kann hier helfen, den Betroffenen wieder ins Leben zurückzuholen. Deshalb ist eine Beantragung in solchen Fällen durchaus ratsam.
Achte somit auf die Selbstpflegekompetenz und wie gut die Person mit der Bipolaren Störung normale alltägliche Dinge organisieren und durchführen kann. Sind diese Fähigkeiten enorm eingeschränkt aufgrund er psychischen Probleme und hält dieser Zustand in der Regel länger als 6 Monate, dann kannst du einen Pflegegrad beantragen.
Wie wird der Pflegegrad beantrag bei einer Bipolaren Störung?
Folgende Handlungsschritte solltest du beachten, wenn du einen Pflegegrad für eine Person mit Bipolarer Störung beantragen möchtest:
- Beobachten, ob die Selbstpflegekomptenz eingeschränkt ist (Organisieren des Alltags etc.)
- Anschließend bei der Pflegekasse den Antrag stellen
- Im besten Fall erfolgt dann nach der Begutachtung die Anerkennung des Pflegegrads
- Einspruch einlegen bei Ablehnung
Bipolare Störung Grad der Behinderung
Falls du an eine Bipolaren Störung leidest, steht es dir zu, einen Antrag bei deinem Versorgungsamt auf Behinderung zu stellen. Ein genehmigter Behindertenantrag bietet dir mehrere Vorteile im Alltag und in der Berufswelt. Dir steht beispielsweise ein Kündigungsschutz bei deinem Arbeitgeber zu.
Der Grad der Behinderung bei einer Bipolaren Störung kann hier variieren wie bei jeder anderen Behinderung auch. Je nachdem was der Gutachter feststellt liegt der Grad zwischen 30-100 Grad. Es ist möglich mit einer Bipolaren Störung einen Behindertengrad von bis zu 100 Grad zu bekommen, allerdings müssen hier enormen soziale Anpassungsschwierigkeiten vorliegen.
In der folgenden Tabelle siehst du wie der Behinderungsgrad ermittelt wird und welche Maßstäbe und Richtlinien dafür gelten:
Bipolares Krankheitsbild | Behindertengrad |
Schizophrenes Krankheitsbild ohne soziale Problematik | 10-20 |
Schizophrenes Krankheitsbild mit leichter sozialer Problematik | 30-40 |
Schizophrenes Krankheitsbild mit mittlerer sozialer Problematik | 50-70 |
Schizophrenes Krankheitsbild mit starker sozialer Problematik | 80-100 |
Langwierige Psychose (mind. 6 Monate) mit Einschränkungen im Beruf und Privat | 50-100 |
Impulsartige Psychosen mit kurzen und wiederholenden Zyklen (1-2 mal jährlich für mehrere Wochen) | 30-50 |
Impulsartige Psychosen mit kurzen und wiederholenden Zyklen (mehrmals jährlich für mehrere Wochen) | 60-100 |
Leichtere psychische Störungen | 0-20 |
Starke psychische Störungen die sich behindernd auf Alltag auswirken (z.B. starke Depressionen, Phobien etc.) | 30-40 |
Schwere psychische Störungen (z.B. Neurosen) mit mittlerer sozialer Problematik | 50-70 |
Schwere psychische Störungen (z.B. Neurosen) mit starker sozialer Problematik | 80-100 |
Hierbei handelt es sich nur um Richtlinien, diese sind für eine grobe Einschätzung da, der Gutachter trifft die endgültige Entscheidung, orientiert sich jedoch an diesen Vorgaben.
Bipolare Störung Folgeerkrankungen
Durch diese psychische Erkrankung werden oftmals weitere mentale Probleme verursacht, das kann beispielsweise eine Persönlichkeitsstörung sein. Viele bipolar erkrankte Menschen neigen zu einem starken Drogen- und Alkoholkonsum.
Ursachen
Die Erkrankung kann mehrere Ursachen haben, oftmals spielen in diese Entwicklung psychosoziale, biologische, und umweltbedingte Faktoren mit rein.
Genetische Ursachen
Falls ein Elternteil an einer manisch-depressiven Erkrankung erkrankt ist, wird das Kind zu 10% auch manisch-depressiv. Hat ein Elternteil jedoch eine Bipolare Störung, dann liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Erkrankung des Kindes schon bei 50%.
Psychosoziale Ursachen
Die Lebensumstände können auch eine bipolare Störung verursachen, insbesondere ein erhöhtes Stresslevel kann zu manisch-depressiven Phasen führen. Aber auch traumatische Erlebnisse in der Kindheit wie Mobbing, Misshandlungen und Trennungen können eine solche Störung begünstigen.
Bipolare Störung pflegerische Maßnahmen
Eine Bipolare Störung wird medikamentös behandelt, dadurch werden die depressiven und manischen Phasen abgemildert und das Suizidrisiko wird minimiert. Ebenfalls muss eine Psychotherapie erfolgen, damit es zu einer Krankheitseinsicht und den Willen zur Veränderung kommt.
Behandlungsphasen
Es gibt drei Phasen der Behandlung bei einer bipolaren Störung, diese werde ich dir in den folgenden Absätzen erläutern.
Akute Phase
Hier müssen Medikamente eingesetzt werden, um die aufgetretenen manisch und depressiven Phasen zu behandeln. Ebenfalls werden psychotherapeutische Maßnahmen eingesetzt.
Stabilisierungsphase
Die Stabilisierungsphase tritt dann ein, wenn die Symptome deutlich nachgelassen haben. Jetzt wird auch die Medikamentendosis angepasst.
Rückfallprophylaxe
Hier wird versucht den stabilen Zustand mit wenigen Symptomen so lange wie möglich zu erhalten. Der Patient muss aber weiterhin regelmäßig seine Medikamente einnehmen und seine Gefühle mit sogenannten Copingstrategien im Griff halten.
Welche Medikamente werden eingesetzt?
Hierbei handelt es sich hauptsächlich um stimmungsstabilisierende Medikamente, diese wirken in einer depressiven und in einer manischen Phase. Manchmal werden auch Beruhigungsmittel und Antidepressiva verschrieben.
Zur Behandlung der manischen und depressiven Phase wird oftmals Lithium verschrieben, dieses stabilisiert die Gefühlslage und reduziert auch Selbstmordgedanken. Um die akute depressive Phase zu behandeln, werden sehr häufig trizyklische Antidepressiva eingesetzt.
Welche Psychotherapien werden eingesetzt?
Sehr häufig wird die kognitive Verhaltenstherapie eingesetzt, diese reduziert persönliche Schwierigkeiten und sorgt für eine bessere Lebensqualität. Hier wird auch großen Wert auf eine saubere Strukturierung des Alltags gelegt.
Eine weitere Methode ist die Familien-fokussierte-Therapie, diese findet insbesondere bei jüngeren Patienten großen Anklang. Hier werden Familienmitglieder im Umgang mit der Krankheit geschult, um in Zusammenarbeit mit der betroffenen Person einen normalen Alltag zu gewährleisten.
Hier ein Video für dich mit 10 Anzeichen für eine Bipolare Störung:
Frage: Denkt ihr ein Leben mit einer Bipolaren Störung kann weitestgehend normal verlaufen?
Quellen:
- Mühlbauer M.: Bipolare Erkrankungen. Bremen 2009.
- Eberhard J. Wormer: Bipolar. Leben mit extremen Emotionen. Depression und Manie. – Ein Manual für Betroffene und Angehörige. München 2002
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Über den Autor: Fachkraft für Altenpflege