Februar 18, 2021

Blinddarmentzündung

Von Ioannes
Print Friendly, PDF & Email

Hallo und willkommen auf pflege-thematik, hier gibt es lesenswerte Artikel zu medizinischen und pflegerischen Themen. Heute geht es um die Blinddarmentzündung. Ich werde dich über die Krankheit an sich, die Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten aufklären.

Teile diesen Beitrag

Blinddarmentzündung
Ein entzündeter Blinddarm wird heutzutage fast immer operiert. (Bildquelle: unsplash)

Ich habe eine dreijährige Altenpflegeausbildung absolviert und teile hier mein Wissen mit euch, dabei versuche ich, immer sehr leicht verständlich zu schreiben. Auf unnötige Floskeln wird hier verzichtet, ich möchte, dass jeder die Sachverhalte gut und schnell verstehen kann.

Ioannes Giannakakos Altenpfleger und SEO Specialist

Über den Autor:

Fachkraft für Altenpflege

Was ist eine Blinddarmentzündung (Appendizitis)?

Bei einer Entzündung des Blinddarms ist in Wahrheit nur ein Anhängsel (Wurmfortsatz) betroffen. Diese Entzündung führt dann zu Bauchschmerzen und Übelkeit. Wenn die betroffene Stelle nicht entfernt wird, kann es zu einem Darmdurchbruch kommen, dieser kann lebensgefährlich enden.

Die Entzündung entsteht in den meisten Fällen durch einen Verschluss des Wurmfortsatzes durch ausgehärteten Stuhlgang. Es können aber auch Fremdkörper zum Verschluss geführt haben, oder eine Infektion mit Bakterien kann an der Entzündung Schuld sein.

Welche Krankheitsstadien gibt es?

Es gibt zwei verschiedene Krankheitsstadien, und zwar die einfache Entzündung und die destruktive Entzündung. Je nach Form unterscheiden sich auch die Symptome. Hier eine kleine Übersicht für dich.

Einfache Entzündung des Blinddarms

Hier liegt einfach nur eine Entzündung des Gewebes vor, das Gewebe ist aber noch intakt und wurde nicht zerstört. Man unterteilt den Verlauf der Krankheit in zwei Stadien:

  • Katarrhalisches Stadium: Der Wurmfortsatz ist stark entzündet und geschwollen, allerdings findet keine Eiterbildung satt. Die Entzündung kann auch noch von alleine ausheilen in diesem Stadium.
  • Seropurulentes Stadium: Hier hat sich nach und nach schon Eiter angesammelt. Wenn es jetzt zu keiner Behandlung innerhalb von maximal 48 Stunden kommt, beginnt eine Zerstörung des Gewebes.

Destruktive Entzündung des Blinddarms

Hier ist die Entzündung stark fortgeschritten und es hat sich auch eine Menge an Eiter gebildet. Das entzündete Gewebe wird nach und nach zerstört und aufgelöst. Dadurch kommen die Bakterien in die Bauchhöhle und können auch dort das Bauchfell entzünden. Diese Bauchfellentzündung kann tödlich verlaufen!

Symptome

Die Symptome äußern sich unterschiedlich, in der Anfangsphase der Blinddarmentzündung sind sie etwas milder, in der akuten Phase können die Symptome große Schmerzen verursachen.

Symptome zu Beginn der Entzündung im Blinddarm

Leider sind die Symptome am Krankheitsbeginn sehr tückisch und sehr allgemein. Deshalb bleibt die Appendizitis anfangs auch noch sehr oft unentdeckt. Viele Patienten klagen von einem Stechen und Ziehen im Oberbauch oder auf Nabelhöhe.

Symptome in der akuten Phase der Entzündung im Blinddarm

Die Schmerzen verlagern sich in den rechten Unterbauch und werden intensiver. Insbesondere beim Laufen werden die Schmerzen immer stärker. Diese Symptome können auch noch dazukommen:

  • Es kann Appetitlosigkeit auftreten
  • Oftmals kommt es zum Erbrechen
  • Übelkeit
  • Der Betroffene kann Fieber bis 39 Grad bekommen
  • Auch eine belegte Zunge ist möglich
  • Manchmal ist auch der Puls erhöht.

Ich habe Appendizitis Symptome, darf ich noch etwas essen?

Falls du die oben beschriebenen Symptome hast, solltest du aus Vorsichtsgründen zunächst auf Nahrung verzichten. Denn jede weitere Nahrung ist eine zusätzliche Belastung für den Darm. Wasser darfst du hingegen trinken, vermeide jedoch Softdrinks, da die darin enthaltene Kohlensäure und der Zucker den Darm auch nur reizen würden.

Blinddarmentzündung bei Kleinkindern erkennen

Kinder weisen oftmals die gleichen Symptome wie Erwachsene auf, allerdings sind Kleinkinder nicht in der Lage, ihren Schmerz angemessen zu kommunizieren und fangen einfach nur das Weinen an. Deshalb ist es für Eltern besonders wichtig auf folgende Anzeichen zu achten, damit sie eine mögliche Appendizitis erkennen können:

  • Bei leichter Druckausübung auf den rechten Unterbauch reagiert das Kind sehr sensibel
  • Dem Kind ist sehr schlecht und es übergibt sich
  • Das rechte Bein des Kindes ist im Liegen angewinkelt und auch beim Laufen wird das Bein nicht angemessen belastet (Schonhaltung)

Wann Blinddarm OP?

Hast du die oben genannten Symptome, insbesondere der starken Schmerzen im rechten Unterbauch, dann ist die der Verdacht auf eine Blinddarmentzündung sehr hoch.

Besteht ein Verdacht auf eine Blinddarmentzündung, dann solltest du unbedingt ins Krankenhaus gehen, damit schlimmere Komplikationen verhindert werden können. Im Krankenhaus wird dir der behandelnde Arzt zunächst eine Reihe von Fragen stellen, damit er eine angemessene Diagnose ermitteln kann. Vergiss hier nicht, über alle möglichen Vorerkrankungen zu berichten und schildere ihm deine Symptome ausführlich. Falls du der Landessprache nicht mächtig bist, nimm einen Angehörigen mit, der für dich dolmetschen kann.

Der Arzt wird nach der Fragrunde zuerst deinen Bauch abtasten, falls hier ein Druckschmerz im rechten Unterbauch entsteht und eine verhärtete Bauchdecke festgestellt werden kann, ist dies ein erstes Indiz für eine Appendizitis. Ein weiterer Schmerzpunkt der vom Arzt abgetastet wird, ist die linke Bauchdecke, strahlen nun die Schmerzen bis in den rechten Unterbauch aus, ist dies ein weiteres Zeichen für eine Blinddarmentzündung.

Ebenfalls lässt dich der Arzt, dein rechtes Bein ausstrecken und anwinkeln, falls hier auch Schmerzen entstehen, dann wird die Blinddarmentzündung immer wahrscheinlicher. Nachdem diese funktionalen Schmerztests durchgeführt wurden, misst der Arzt die Temperatur in deiner Achselhöhle und im Enddarm, falls die Temperatur im Enddarm höher ist, spricht das auch für eine Entzündung des Blinddarms.

Endgültige Sicherheit bringen dann eine Ultraschalluntersuchung und ein Blutbild, sind im Blutbild auffällig viele weiße Blutkörperchen vorhanden, spricht das auch für eine Entzündung im Körper. Lässt sich nun auch das Anhängsel des Blinddarms auf dem Ultraschallbild deutlich erkennen, ist die Diagnose eindeutig.

In den allermeisten Fällen wird dann eine Blinddarm OP durchgeführt, hier wird der entzündete Wurmfortsatz entfernt. Die komplette Blinddarm Operation erfolgt unter Vollnarkose.

Ohne Blinddarm leben

Der Blinddarm kann mit den Weisheitszähnen verglichen werden, dein Körper bentötigt ihn nicht fürs Überleben. Somit können Menschen ohne Blinddarm ganz normal am Leben teilnehmen und haben im Alltag keine wirklichen Einschränkungen. Der Blinddarm ist ein überflüssiges Überbleibsel aus der Evolution.

Darüber hinaus haben erster Untersuchungen aus Schweden bestätigt, dass Menschen ohne Blinddarm ein geringeres Risiko besitzen, an Parkinson zu erkranken im Laufe ihres Lebens. Somit könntest du sogar im Nachhinein Vorteile von einer Blinddarmentfernung haben.

Blinddarmentzündung Häufigkeit

Jährlich erkranken ungefähr 100 Menschen pro 100.000 Einwohnern an einer Appendizitis, das sind jährlich also ungefähr 80.000 Fälle in Deutschland. Die meisten Erkrankten befinden sich zwischen ihrem 10. und 30. Lebensjahr, insbesondere junge Kinder sind sehr häufig von dieser Krankheit betroffen. Deshalb sollten die oben beschriebenen Symptome insbesondere bei Kinder ernst genommen werden und nicht als einfacher Bauchschmerz abgetan werden.

Behandlung

Eine Blinddarmentzündung wird heutzutage fast immer operiert. Da es ansonsten sehr schnell zu Komplikationen kommen kann. Es gibt zwei operative Methoden, die bei einer solchen Krankheit eingesetzt werden.

Appendektomie

Hier wird ein Schnitt am rechten Unterbauch gemacht und anschließend wird der entzündete Bereich des Blinddarms herausgeschnitten. Danach wird der Bauch wieder zugenäht. Bei dieser operativen Methode kann eine Narbe am Bauch zurückbleiben.

Laparoskopische Appendektomie

Diese Methode funktioniert ähnlich wie die Erste, allerdings werden hier nur drei minimale Schnitte an Bauchdecke gemacht. Durch diese Schnitte wird das Laparoskop und zwei kleine Schneidewerkzeuge eingeführt. Dieses verfügt über eine Kamera, dadurch kann es der Chirurg lenken. Jetzt kann der Arzt die entzündete Stelle herausschneiden, ohne einen größeren Schnitt am Bauch vornehmen zu müssen. Hier ist auch Narbenbildung viel kleiner als bei der anderen Methode.

Wie lange bin ich noch beeinträchtigt nach der OP?

In der Regel wirst du vom Arzt für 2 bis 3 Wochen krankgeschrieben und musst noch ein paar Tage im Krankenhaus verbleiben. Hier werden dann deine Darmfunktionen überprüft. Feste Nahrung ist am Tag der Operation übrigens nicht erlaubt.

Du wirst wahrscheinlich nach Operation einige Zeit schmerzen beim Laufen haben. Deshalb solltest du dich schonen und ausruhen, damit auch wirklich alles gut verheilen kann.

Welche Komplikationen können bei der OP entstehen?

Wenn eine Woche nach der OP schmerzen auftreten und du auch noch Fieber bekommst, dann hat sich höchstwahrscheinlich Eiter in der Bauchhöhle angesammelt. In solch einem Fall muss der Eiter entfernt werden, das geht nur mittels Operation.

Es kann sehr selten auch zu Verwachsungen innerhalb des Bauchraums kommen. Diese führen zu einer Verklebung der Bauchorgane, dadurch kann der Stuhl nicht mehr wirklich durchfließen und es kommt zu Verstopfungen. Hier ist auch eine erneute OP nötig.

Bleibt nach der Appendizitis-OP eine Narbe?

Es kommt auf die Schwere des Eingriffes darauf an, bei der vorhin beschriebenen laparoskopischen Appendektomie, besteht die Möglichkeit, durch eine spezielle Single-Port-Technologie diese Operation völlig narbenfrei durchzuführen. Der Blinddarm wird über eine kleine Öffnung des Bauchnabels entfernt, diese Narbe ist so minimal, dass sie gut verheilt und fast gar nicht auffällt.

Ist der Wurmfortsatz jedoch sehr stark entzündet und ist es bereits zu einem Darmdurchbruch gekommen, dann muss eine offene Appendektomie durchgeführt werden, hierfür wird ein mittelgroßer Schnitt am rechten Unterbauch gemacht. Aus diesem Schnitt entsteht eine mittelgroße Narbe, die entlang des Unterbauchs bis in die Leistengegend hineinverläuft. In solchen Fällen ist die Narbe leider unumgänglich und begleitet die Betroffenen bis an ihr Lebensende.

Hier ein kleines Video zu dem Thema für dich:

Frage: War dieser Beitrag hilfreich?

Quellen:

  1. Kallenberger M.: Geschichte der Appendizitits: von der Entdeckung des Organs bis hin zur minimalinvasiven Appendektomie. Berlin 2019.
  2. Kollmar et al: Akute Appendizitits – Verlässligkeit der präoperativen Diagnostik, chirurgisches Management und Vergleich des intraoperativen und histopathologischen Befundes. Göttingen 2016.