Willkommen auf meiner Seite, ich schreibe hier über verschiedene Pflege Themen. Heute widme ich mich der Sondenernährung, ich werde versuchen hier kurz und bündig auf die wichtigsten Aspekte der Sondenernährung einzugehen.
Ebenfalls möchte ich am Ende des Artikels diskutieren, ob eine Sondenernährung bei sterbenden Menschen unbedingt notwendig ist. Ich weiß hierbei handelt es sich um ein sensibles Thema, nichtsdestotrotz möchte ich einen kritischen Blick auf die ganze Sache werfen. Ich bin Fachkraft für Altenpflege und teile hier mein Wissen mit dir!
Inhaltsverzeichnis
Toggle- Was ist Sondenernährung?
- Sind in der künstlichen Ernährung alle wichtigen Nährstoffe enthalten?
- Wie oft am Tag wird Sondennahrung verabreicht?
- Sondennahrung Arten
- Ab wann ist eine Sondenernährung nötig?
- Weche Sondenarten gibt es?
- Ist eine Sondenernährung bei sterbenden Menschen unbedingt notwendig?
Was ist Sondenernährung?
Sondenernährung ist eine flüssige Form der Nahrung, welche über eine Ernährungssonde (weicher Schlauch) auf direktem Wege in den Magen oder Darm transportiert wird. Synonyme für diese Art der Ernährung sind künstliche und enterale Ernährung.
Sind in der künstlichen Ernährung alle wichtigen Nährstoffe enthalten?
In fast jeder Sondenkost sind alle elementaren Nährstoffe enthalten, dazu zählen Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate, Vitamine und Mineralstoffe. Diese flüssige Nahrung wird vom Körper ganz normal verwertet.
Wie oft am Tag wird Sondennahrung verabreicht?
Die Gabe wird in zwei Arten unterschieden, entweder bekommst du mehrere einzelne Portionen über den Tag verteilt, oder du bekommst 12-18 Stunden lang kontinuierlich Nahrung über die Sonde verabreicht. Das funktioniert mit einer Ernährungspumpe.
Oftmals werden bettlägerige Patienten mit einer Sonde ernährt.
Sondennahrung Arten
Sowie es eine Reihe an verschiedenen Sondenarten gibt, so gibt es auch verschiedene Sondennahrungsarten. Folgende unterschiede gibt es in der Sondenkost:
- Herkömmliche Sondennahrung
- Proteinreiche Sondennahrung
- Laktosefreie Sondennahrung
- Krankheitsbedingt angepasste Sondennahrung
- Vegane Sondennahrung
In den folgenden Abschnitten habe ich dir die Unterschiede zwischen oben genannten Sondenkosten erläutert!
Herkömmliche Sondennahrung
Bei der herkömmlichen Sondenkost steht die Sicherung der Nährstoffe im Vordergrund. Diese Form der Sondenkost eignet sich insbesondere für Menschen, die keine Lebensmittelallergien, oder anderweite Unverträglichkeiten haben. Hier wird nur Wert darauf gelegt, dass die Sondennahrung hochkalorisch ist und die wichtigsten Nährstoffte abdeckt.
Dadurch soll eine Mangelernährung beim Patienten vermieden werden, allerdings muss diese Art der Sondenkost nicht zwangsweise hochkalorisch sein. Hochkalorische Sondennahrung wird nur bei Menschen angwendet, die ein Risiko zur Unterernährung haben. Es gibt auch herkömmliche Sondennahrung, die vom Kalorienwert im normalen Bereich liegt.
Proteinreiche Sondenkost
Es gibt häufig Patienten, die an einem ausgeprägten Eiweißmangel leiden und dadurch starken Einbußen in ihren natürlichen Körperfunktionen erleiden, darüber hinaus baut bei solchen Patienten auch die Muskulatur sehr schnell ab. Dies kann auf lange Sicht gesehen, ebenfalls sehr schädlich sein.
Durch die Verabreichung von besonders proteinreicher Sondenkost sollen diese Prozesse verhindert, bzw. eingedämmt werden. Oftmals besteht eine Portien eiweißreiche Sondenkost zu 20% vollständig aus Eiweiß. Dadurch kann besonders schnell und effektiv der Eiweißmangel bekämpft werden, ohne dem Patienten zu große Mengen an Nahrung verabreichen zu müssen.
Lakotesefreie Sondennahrung
Die laktosefreie Sondennahrung ist für alle Patienten konzipiert worden, deren Körper nicht in der Lage ist, den Milchzucker zu verarbeiten. Somit können Patienten trotzdem die Proteine für ihren Körper nutzen, die beispielsweise aus Molkeprodukten gewonnen werden.
Dadurch kann der Körper noch genug Eiweiße aufnehmen, vor der Auswahl der Sondenkost, solltest du oder ein pflegender Angehöriger das Ärzteteam darüber aufklären, welche Nahrungsmittelunverträglichkeiten vorliegen. Nur so kann gewährleistet werden, dass du die geeignete Sondennahrung auch bekommst.
Krankheitsbedingt angepasste Sondennahrung
Es gibt verschiedene Krankheiten, die bestimmte Einschränkungen in der Einnahme von Nährstoffen verursachen. Oftmals wird hier der Stoffwechsel verändert, das kann beispielsweise bei einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse der Fall sein.
In diesen Fällen bekommt der Patient eine speziell angepasste Sondenkost, diese ist ideal auf die Krankheit abgestimmt und verursacht dadurch keine Komplikationen. Eine solche Sondenkost bekommt der Patient vom behandelnden Arzt verschrieben.
Vegane Sondenkost
In der heutigen Zeit gibt es natürlich auch vegane Sondennahrung, diese enthält keinerlei tierischen Eiweiße, oder andere tierische Produkte. Jetzt fragst du dich wahrscheinlich, wie wird die Eiweißzufuhr dann gewährleistet.
Das Protein in veganen Sondennahrungen stammt häufig aus Hülsenfrüchten wie Bohnen, oder Erbsen. Dadurch kann genügend Protein gewonnen werden. Häufig werden vegane Sondennahrungen auch an Patienten verabreicht, die gegen herkömmliche Milchprodukte allergisch sind.
Vor- und Nachteile der jeweiligen Sondenkost
Herkömmliche Sondennahrung:
- Vorteile: Ausgewogene Nährstoffzufuhr, geeignet für die meisten Patienten.
- Nachteile: Kann für Patienten mit spezifischen Nährstoffbedürfnissen oder Unverträglichkeiten ungeeignet sein.
Proteinreiche Sondennahrung:
- Vorteile: Schnelle Behebung von Eiweißmangel, hilfreich bei Muskelerhalt.
- Nachteile: Möglicherweise nicht geeignet für Patienten mit Nierenproblemen oder anderen Bedingungen, die eine begrenzte Proteinaufnahme erfordern.
Laktosefreie Sondennahrung:
- Vorteile: Verträglich für Laktoseintolerante.
- Nachteile: Kann in Bezug auf Geschmack und Textur von herkömmlicher Nahrung abweichen.
Krankheitsbedingt angepasste Sondennahrung:
- Vorteile: Spezifisch auf die Bedürfnisse der jeweiligen Krankheit abgestimmt.
- Nachteile: Oft teurer und möglicherweise nicht von allen Krankenversicherungen gedeckt.
Vegane Sondennahrung:
- Vorteile: Geeignet für Veganer und Personen mit Allergien gegen tierische Produkte.
- Nachteile: Kann Herausforderungen bei der Sicherstellung einer ausgewogenen Ernährung darstellen.
Hersteller von Sondennahrung
1. Nestlé Health Science:
- Herkömmliche Sondennahrung: Produkte wie “Impact®” und “Isosource®” bieten standardisierte, ausgewogene Nährstoffzusammensetzungen.
- Proteinreiche Sondennahrung: “Beneprotein®” ist ein Beispiel für eine proteinreiche Ergänzung.
- Krankheitsspezifische Sondennahrung: “Diabetisource®” ist speziell für Diabetiker konzipiert.
- Vegane Sondennahrung: “Compleat®” bietet eine pflanzenbasierte, vollständige Ernährungslösung.
2. Abbott Nutrition:
- Herkömmliche Sondennahrung: “Ensure®” und “Jevity®” sind Beispiele für Standardsondennahrungen.
- Proteinreiche Sondennahrung: “Promote®” ist darauf ausgerichtet, einen höheren Proteinbedarf zu decken.
- Laktosefreie Sondennahrung: Abbott bietet auch laktosefreie Varianten an, beispielsweise einige Versionen von “Ensure®”.
- Krankheitsspezifische Sondennahrung: “Nepro®” ist für Patienten mit Nierenproblemen geeignet.
- Vegane Sondennahrung: Während Abbott eine Vielzahl von Produkten anbietet, ist es wichtig, die genauen Inhaltsstoffe zu überprüfen, um sicherzustellen, dass sie veganen Anforderungen entsprechen.
3. Fresenius Kabi:
- Herkömmliche Sondennahrung: “Fresubin®” bietet eine Reihe von Standardoptionen.
- Proteinreiche Sondennahrung: “Fresubin Protein Energy” ist eine Option für einen erhöhten Proteinbedarf.
- Krankheitsspezifische Sondennahrung: “Fresubin renal” ist für Patienten mit Niereninsuffizienz entwickelt.
Diese Beispiele sind nur ein kleiner Ausschnitt des breiten Spektrums an Sondennahrungen, die von diesen Herstellern angeboten werden. Es ist wichtig, dass die Auswahl der richtigen Sondennahrung auf den individuellen Bedürfnissen und dem medizinischen Zustand des Patienten basiert. Fachkräfte im Gesundheitswesen sollten in der Lage sein, eine angemessene Empfehlung basierend auf einer umfassenden Ernährungsbewertung zu treffen.
Ab wann ist eine Sondenernährung nötig?
Diese Art der Ernährung wird für jeden eingesetzt, der nicht mehr wirklich in der Lage ist, seine Nahrung über den Mund aufzunehmen. Solche Menschen schaffen es einfach nicht, die benötigten Nährstoffe auf natürlichem Wege zu konsumieren. Folgende Erkrankungen führen zu einer flüssigen Ernährung:
- Schluckstörungen: Der Betroffene kann oftmals nicht wirklich schlucken und eine Nahrungsaufnahme auf natürlichem Wege ist unmöglich.
- Krebserkrankungen: Viele Krebspatienten verlieren während einer Chemo- oder Strahlentherapie sehr viel Gewicht und haben keinen Appetit. Hier kann eine Sondenernährung hilfreich sein, damit der Körper bei Kräften bleibt.
- Magen-Darm-Erkrankungen: Bei manchen Erkrankungen in diesem Bereich können die Nährstoffe nicht mehr aufgespalten werden. Hier wird dann aufgespaltene Sondennahrung verabreicht.
- Komapatienten: Menschen, die nicht bei Bewusstsein sind, werden häufig über eine Sonde ernährt.
- Organerkrankungen: Bei einigen Organkrankheiten z.B. Niereninsuffizienz ist eine Ernährung per Sonde nötig. Denn durch einen guten Ernährungszustand kann die Organschädigung verzögert werdet.
Weche Sondenarten gibt es?
Es gibt verschiedene Arten von Sonden, beide erfüllen jedoch dieselbe Aufgabe. In folgenden Abschnitten habe ich dir die Unterschiede aufgelistet.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen drei verschiedenen Sondentypen und diese werden dann in die unterschiedlichen Sondenarten in ihrer Kategorie aufgeteilt. Zwischen folgenden Sondenarten wird unterschieden:
- Nasale Sonden: Diese Sonden werden nur für eine kurzfristige Ernährung eingesetzt (4-6 Wochen)
- Perkutane Sonden: Diese Sonden werden für eine langfristige Ernährung eingesetzt (länger als 4 Wochen)
Bei einer nasalen Sonde wird die Nahrung über die Nase direkt in den Magen transportiert, bei einer perkutanen Sonde hingegen erfolgt die Nahrungsgabe direkt in den Magen, hier muss nicht der Weg über die Speiseröhre gegangen werden.
Ab wann eine nasale Sonde und ab wann eine perkutane Sonde?
Bei folgenden Indikationen bekommst du eine nasale Sonde:
- Die Behandlung geht nicht länger als (4-6 Wochen)
- Der Patient hat keine starken Schluckbeschwerden
- Kurzzeite Mangelernährung krankheitsbedingt, Patient isst normalerweise ausreichend
Bei folgenden Indikatinen bekommst du ein perkutane Sonde:
- Starke Schluckbeschwerden, oder Operation an der Speiseröhre
- Die Behandlung ist langfristig angesetzt worden
- Starke Unterernährung, damit einhergehende gesundheitliche Probleme
PEG-Sonde
Falls eine Magensonde über längere Zeit benötigt wird, dann verschreibt dir der Arzt wahrscheinlich eine perkutan endoskopische Gastrostomie (PEG). Hier erfolgt eine künstliche Öffnung durch die Bauchdecke in den Magen.
Viele Menschen empfinden diese Sondenart als angenehm, da sie leicht angelegt werden kann und unter der Kleidung quasi unsichtbar ist. Allerdings muss diese Sonde operativ gelegt werden. Sie wird jedoch fast ausschließlich bei Intensivpatienten gelegt.
Risiken bei einer PEG-Sonde
Natürlich können auch Komplikationen bei einer PEG-Sonde entstehen, folgende sind am häufigsten:
- Übelkeit
- Magenwand wird verletzt
- Die Halteplatte kann in die Magenwand einwachsen
- Verstopfen der Sonde
Falls irgendetwas in der Richtung auftreten sollte, kontaktiere bitte sofort deinen Arzt.
Wie lange hält so eine PEG-Sonde?
Normalerweise muss eine solche Sonde nicht ausgewechselt werden, es gibt jedoch Fälle, bei häufiger Verstopfung zum Beispiel, wo sie erneuert werden muss.
Nasogastrale Sonde
Die Nasensonde wird bei Personen eingesetzt die zwischen 4 und 6 Wochen künstlich ernährt werden müssen. Hier wird ein Schlauch durch die Nasen und in die Speiseröhre gelegt. Dieser Vorgang hört sich schmerzhaft an, ist aber normalerweise schmerzfrei. Mit ausreichend Gleitmittel wird der Schlauch in die Nase eingeführt.
Auch das Sondenmaterial ist besonders weich und flexibel, es besteht entweder aus Silikon oder aus Polyurethan. Die Sonde sollte keinen großen Durchmesser haben, damit der Patient sie nicht spürt. Alternativ kann auch noch der Rachenraum betäubt werden für die Legung.
Nasojejunale Sonde
Eine weitere nasale Sondenart ist die nasojejunale Sonde, diese wird bei Menschen verwendet, die ihre Nahrung nicht mehr direkt über den Magen einnehmen können. Die nasojejunale Sonde verläuft von der Nase direkt in das Jejunum, sprich den Leerdarm. Somit kann die Nahrung direkt verarbeitet werde und nicht mehr zurück in den Beutel fließen.
Eine nasojejunale Sonde wird bei Patienten verwendet mit einem gastralen Reflux, ein gastraler Reflux ist der Rückfluss von der Nahrung in die Speiseröhrer und dadurch auch wieder zurück über die nasale Sonde in den Beutel. Durch die direkte Gabe in den Leerdarm kann dies verhindert werden und es muss auch keine PEG-Sonde eingesetzt werden, die mit einer OP verkünpft ist.
Ist eine Sondenernährung bei sterbenden Menschen unbedingt notwendig?
Sehr viele Menschen, welche an einem natürlichen Tod streben, haben im Endstadium ihrer Erkrankung keine wirklichen Schmerzen. Denn Dehydration verursacht weder Unruhe noch Schmerzen.
Die Natur versucht vielmehr auf diese Art und Weise lindernd auf den Sterbeprozess einzugreifen, denn durch den Abbau des Körperfetts werden Ketone gebildet und andere Stoffe gebildet, welche einen schmerzlindernden Effekt haben.
1994 wurden in den USA ein Jahr lang 32 Krebspatienten mit einer Lebenserwartung von weniger als 3 Monaten überwacht. Hier wurde versucht zu erforschen, inwiefern der Verzicht von künstlicher Ernährung ein Problem darstellte und wie die Hunger- und Durstsymptome anderweitig gelindert werden können. Das überraschende Ergebnis besagte, dass mehr als zwei Drittel der Patienten keinen Hunger oder Durst verspürten. Alle und Durstgefühle konnten auf natürlichem Wege mit kleinen Essensrationen und einer Befeuchtung des Mundraums beseitigt werden.1
Hier ein Video für dich, wie eine Nasensonde gelegt wird:
Frage: Würdet ihr euch künstlichen ernähren lassen?
Literaturverzeichnis:
ärzteblatt. de: https://www.aerzteblatt.de/archiv/59132/Medizin-am-Lebensende-Sondenernaehrung-steigert-nur-selten-die-Lebensqualitaet
Kalde S, Frieling T: Enterale Ernährung. München 2002.
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