Dezember 2, 2023

9 Validationstechniken nach Naomi Feil

Von Ioannes
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Hallo und herzlich willkommen auf meiner Seite, du pflegst einen Angehörigen zu Hause und hast manchmal Probleme. Mach dir keine Sorgen, das ist kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Das Pflegen eines Pflegebedürftigen ist ein dauerhafter Lernprozess, Rückschläge gehören dazu, lasse dich davon nicht entmutigen! Heute geht es um die Validationstechniken nach Naomi Feil.

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Blogbeitrag-Bild-Validationstechniken Naomi Feil
Demente Menschen haben eine ganz eigene Wahrnehmung und sehen die Welt mit anderen Augen. (Bildquelle: unsplash.com/Hanlin)
Ioannes Giannakakos Altenpfleger und SEO Specialist

Über den Autor:

Fachkraft für Altenpflege

Insbesondere die Pflege von dementen Personen stellt eine besondere Herausforderung dar. Oftmals wissen viele Menschen nicht, wie sie mit einer dementen Person umgehen müssen. Ich bin Fachkraft für Altenpflege und gebe dir hier 9 Validationstechniken nach Naomi Feil aus der Praxis mitgebracht.

Wer ist Naomi Feil?

Naomi Feil wurde 1932 in München geboren und floh in ihrer Kindheit wegen dem Nazi-Regime in die USA, dort wuchs sie in Cleveland Ohio auf und hatte bereits im Kindesalter engen Kontakt zu älteren Menschen. Ihr Vater leitete ein Altenheim und ihre Mutter war in diesem Altenheim als Sozialarbeiterin tätig. Dadurch entwickelte die junge Naomi Feil schon sehr früh ein Interesse für ältere Menschen und ihre Krankheiten. Insbesondere das Thema der Demenz begeisterte sie nachhaltig. Feil schloss ein Studium als Sozialarbeiterin ab an der Columbia University in New York.

Nach ihrem Studium begann sie erneut, mit alten Menschen zu arbeiten. Allerdings gefielen ihr die damaligen Techniken zum Umgang mit dementen Menschen und sie entwickelte ihre eigenen Methoden. So entstand zwischen 1963 und 1980 die Validations-Methode, im Jahre 1982 veröffentlichte sie ein Buch zu diesem Thema.

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Worum geht es bei den Validationstechniken nach Naomi Feil

Die Methode nach Naomi Feil, auch bekannt als die Validationsmethode, ist eine speziell entwickelte Therapieform für Demenzerkrankte. Feil, eine amerikanische Therapeutin, hat diese Methode in den 1980er Jahren als Antwort auf die spezifischen Bedürfnisse von demenzerkrankten Menschen entwickelt.

Das Hauptziel der Validationsmethode ist es, den Betroffenen dabei zu helfen, ihre Gefühle und Emotionen auszudrücken und zu verarbeiten. Dies geschieht durch die Anwendung von empathischem Zuhören und Kommunikationstechniken, die darauf abzielen, die Realität des Demenzerkrankten zu akzeptieren und zu bestätigen.

Im Gegensatz zum Versuch, den Betroffenen in die Realität zurückzuholen, akzeptiert die Validationsmethode die Realität des Demenzerkrankten, auch wenn sie nicht der objektiven Realität entspricht. Dies kann bedeuten, dass man sich auf die Gedanken, Gefühle und Erfahrungen des Betroffenen einlässt, auch wenn sie irrational oder unrealistisch sind.

Dieses Mindset solltest du dir aneignen, wenn du mit der Validierung beginnst:

  • Versuche die Aussagen und Handlungen deines Angehörigen nicht zu bewerten, oder der Realität zuzuordnen. Akzeptiere die Aussagen einfach und versuche nicht so logisch zu denken.
  • Zeige viel Empathie und versuche zu jeder Zeit eine Unterstützung für deinen Angehörigen zu sein.
  • Sei immer ehrlich mit deinen Aussagen und versuche damit Authentizität auszustrahlen.

Die Validationstechniken nach Naomi Feil hat sich als wirksame Therapieform für Demenzerkrankte erwiesen und wird von vielen Pflegekräften und Therapeuten weltweit angewendet. Sie bietet eine einfühlsame und respektvolle Herangehensweise an die Betreuung von Demenzerkrankten und kann dazu beitragen, ihre Lebensqualität zu verbessern.

Grundlagen der Validation bei dementen Menschen

Damit die Validationstechniken einwandfrei eingesetzt werden können, muss zuerst das richtige Fundament gesetzt werden. Diese drei Grundlagen bestehen aus externen und internen Faktoren und müssen alle drei vorher umgesetzt werden, ansonsten können die Validationstechniken nicht greifen.

Drei Grundlagen der Validationstechniken nach Naomi Feil:

  1. Der Pflegende muss völlig frei von Vorurteilen gegenüber dem Dementen sein, ansonsten fällt es schwer Empathie zu erzeugen.
  2. Der Pflegende muss theoretisches Wissen über die Validation haben.
  3. Der Pflegende muss wissen, wann er die nonverbalen und verbalen Techniken gezielt einsetzen kann.

9 Validationstechniken nach Naomi Feil – Geordnet nach Demenz-Stadien

Nun komme ich auch schon zu den 9 Validationstechniken nach Naomi Feil, versuche sie in den verschiedenen Situationen anzuwenden und du wirst merken, der Umgang mit deinem dementen Angehörigen, wird sich enorm erleichtern, darüber hinaus habe ich die verschiedenen Techniken zu den jeweiligen Stadien zugeordnet, damit ihr hier einen besseren Überblick habt. Ihr könnt die Tabelle als Orientierung benutzen, um die richtige Maßnahme auszusuchen:

Stadium der DemenzSymptomeRichtige ValidationstechnikAtmosphäre
Stadium 1Zeitgefühl geht verloren, Sozialer Rückzug, Fehler werden versucht zu überspielen.Keine Warum-Fragen stellen.

Keine langen Sätze bilden.

Aussagen klar formulieren
Wohlwollend, Ruhig und auf Augenhöhe
Stadium 2Kompletter sozialer Rückzug, Person lebt in ihrer eigenen Erinnerung, in einer anderen Zeit und an einem anderen Ort.Nicht widersprechen, lasse dich auf seine Welt ein.

Lassen deinem Angehörigen genug Zeit zum Antworten.

Nicht lügen desorientierte Menschen spüren das.
Ruhig und bestimmt, keine hektischen Bewegungen
Stadium 3Denk- und Sprachvermögen geht verloren. Körperliche Unruhe.Nonverbale Kommunikation mit Mimik und Gestik richtig nutzen.

Sehr einfache Sätze bilden.

Eine Kernaussage pro Satz genügt.
Vertrauensvolle Atmosphäre schaffen, hier kann Lieblingsmusik helfen, oder Lieblingsgegenstände aus dem Alltag.
Stadium 4Bekannte und Verwandte werden nicht mehr erkannt. Betroffener vegetiert vor sich hin.Verwendung von Erinnerungsstücken z.B. Bilder oder Musik.

Aromatherapie und Musiktherapie nutzen.

Sanfte und beruhigende Berührungen.

Bewegungen spiegeln.
Wohlfühlzone schaffen, hier spielt die Raumtemperatur und das Licht eine große Rolle.

Warum ist die Validationstechnik von Naomi Feil so effektiv?

Das Besondere an der Validationstechnik von Naomi Feil ist der emphatische Ansatz, dieser wird in keiner anderen Theorie zum Umgang für demente Menschen so betont. Laut Feil ist das Hineinversetzen in einen dementen Menschen der wichtigste Aspekt, um ihn verstehen zu können. Ein weiterer wichtiger Ansatz ist, dass demenziell veränderte Menschen nicht abgeschlossene Lebenssituationen durch wiederholende Fragen, Handlungen und Sätze ausdrücken. Durch die validierenden Handlungen fühlen sich die Dementen akzeptiert und wertgeschätzt. Dadurch kann ein besserer Zugang zu ihnen gewährleistet werden und der Umgang mit ihnen fällt leichter.

Hier in diesem YouTube Video bekommt ihr einen tollen Einblick zu einem Live-Beispiel für die Validation mit einem dementen Menschen:

Lernvideo: Validation bei Demenz

Auch interessant ist ein Demenz Nestelkissen, dieses hilft, die innere Unruhe zu bekämpfen.

Welche Stadien der Desorientierung gibt es?

Damit du besser einschätzen kannst, wie viel Validation notwendig ist bei deinem Angehörigen, will ich dir hier die 4 Stadien der Desorientierung erläutern:

Stadium 1:In diesem Stadium zieht sich der demente Mensch zurück und versucht seine zeitliche und örtliche Desorientierung zu überspielen.
Stadium 2:In diesem Stadium zieht sich der demente Mensch komplett zurück und lebt in seiner eigenen Erinnerung, er ist geistlich in einer anderen Zeit und an einem anderen Ort.
Stadium 3:In diesem Stadium verliert der Betroffene sein Denk- und Sprachvermögen. Kommuniziert wird hauptsächlich nonverbal. Auch körperliche Unruhe kommt hier hinzu.
Stadium 4:In diesem Stadium vegetiert der Betroffene nur vor sich hin. Bekannte oder Verwandte werden nicht mehr erkannt.

Je weiter fortgeschritten die Demenz ist, desto schwieriger ist die Anwendung der Validationstechniken. Lasse dich nicht entmutigen und versuche einen Draht zu deinem Angehörigen zu finden.

Bedürfnisse in den 4 Stadien und mögliche Validationstechniken

In jedem dieser Stadien spielen unterschiedliche Bedürfnisse eine entscheidende Rolle und beeinflussen das Verhalten und die Entscheidungen der Menschen. Es ist wichtig, diese Bedürfnisse zu erkennen und zu verstehen, um individuelle und soziale Bedürfnisse besser erfüllen zu können. In diesen Abschnitten gehe ich genauer auf das jeweilige Stadium der Demenz ein und die besten Validationstechniken nach Naomi Feil, die hier benutzt werden können.

Stadium 1 der Desorientierung Bedürfnisse und Validationstechnik

Im ersten Stadium, das als das Stadium der physischen Bedürfnisse betrachtet wird, sind die Hauptbedürfnisse Nahrung, Wasser und Schlaf. Der Körper benötigt diese Grundelemente, um zu überleben und zu funktionieren.

Mögliche Validationstechniken:

Hier kann es helfen, verständnisvoll und klar mit dem Betroffenen zu kommunizieren. Darüber hinaus solltest du deinem Angehörigen helfen, seinen Alltag zu bewältigen. Fördere seine Selbstpflegekompetenz und nimm ihm nicht alle Aufgaben ab.

Stadium 2 der Desorientierung Bedürfnisse und Validationstechnik

Im zweiten Stadium, dem Stadium der Sicherheitsbedürfnisse, suchen die Menschen nach Schutz, Stabilität und Sicherheit. Dies kann sich sowohl auf physische Sicherheit, wie beispielsweise ein sicheres Zuhause, als auch auf emotionale Sicherheit, wie die Gewissheit, dass man geliebt und geschätzt wird, beziehen.

Mögliche Validationstechniken:

Eine nonverbale Validationstechnik die hier gut funktioniert, ist den Blickkontakt zu halten. Das vermittelt dem Betroffenen Aufmerksamkeit und Fokus. Bei der Kommunikation sollte man auf geschlossene Fragen setzen, damit man nicht zusätzlich für Verwirrung sorgt. Akzeptiert den Zustand in dem euer Angehöriger lebt, das erleichtert Vieles.

Stadium 3 der Desorientierung Bedürfnisse und Validationstechniken

Im dritten Stadium benötigen die Betroffenen vor allem emotionale Unterstützung und menschliche Nähe. Die Bedürfnisse nach sozialer Interaktion und Zuneigung stehen im Vordergrund, während die körperlichen Bedürfnisse immer komplexer werden. Das liegt vor allem daran, dass die Kommunikationsfähigkeiten stark abnehmen, deshalb rückt das Zwischenmenschliche in den Vordergrund und der Wunsch nach körperlicher und emotionaler Nähe.

Mögliche Validationstechniken:

Häufige und richtige Berührungen, je nach Gefühlslage. Von Streicheln bis hin zu Umarmungen ist alles möglich, achte nur darauf, dass sich dein Angehöriger wohlfühlt. Ebenfalls kannst du deinen Angehörigen spiegeln, das bedeutet, du kannst seine Körperhaltung, sowie Mimik und Gestik ähnlich gestalten, dadurch kommt ein Gemeinschaftsgefühl auf.

Stadium 4 der Desorientierung Bedürfnisse und Validationstechniken

Im vierten Stadium sind die Betroffenen in den meisten Fällen bettlägerig und stark eingeschränkt geistlich und mental. In den meisten Fällen können die Menschen keinen klaren Gedanken mehr fassen und sie nehmen überhaupt nicht mehr am Leben teil. Insbesondere für nahestehende Angehörige ist diese Situation extrem belastend.

Mögliche Validationstechniken:

Aromatherapien, Musiktherapien und basale Stimulation können hier helfen den Dementen ein Wohlfühlgefühl zu vermitteln. Validierende Gespräche in dem eine positive Botschaft vermittelt, gebe deinem Angehörigen das Gefühl, dass er geliebt wird.

Beispiel einer Validation nach Naomi Feil

Fallbeispiel: Einer 86-jährige Person mit Demenz im Stadium 2 spricht andauernd über ihren verstorbenen Ehepartner. Dieses Thema führt zu einer schlechten Laune bei der jeweiligen Person und zur Verwirrung. Die Verwirrung äußert sich in unruhigem Verhalten und in starken Stimmungsschwankungen.

Eine mögliche Reaktion auf diesen Fall wäre, dem Betroffenen Empathie zu zeigen. Hier könnte angeboten werden, über die Emotionen zu sprechen. Natürlich könnte man sich auch über den verstorbenen Ehepartner unterhalten und über seine Eigenschaften und gemeinsam Fotos durchgehen.

Das ist ein typisches Beispiel für eine positive Validation, die betroffene Person könnte sich dadurch verstanden fühlen und die negativen Gedanken und die Unruhe könnte sich verbessern.

Weitere wichtige Praxistipps zur Validation bei dementen Menschen

Zum Ende dieses Artikels gebe ich dir noch ein paar Tipps aus der Praxis mit, die du beim Umgang mit dementen Menschen direkt einsetzen kannst:

  • Wiederhole die Kernaussage eines Gespräches, dadurch schaffst du ein besseres Verständnis für deine Aussage.
  • Falls dein dementer Angehöriger gerade konzentriert an einer Sache sitzt, lenke ihn nicht ab.
  • Falls du ein Gespräch anfangen willst, hilft immer ein leichter Körperkontakt und Blickkontakt, dadurch hast du die Aufmerksamkeit des Dementen.
  • Wenn die demente Person laut oder aggressiv wird, versuche weiterhin in einem normalen Ton zu reden, spiegel auf keinen Fall das aggressive oder laute Verhalten. Zeige auch keine Angst.
  • Gebe dem Dementen für jede Aktivität einen zeitlichen Rahmen, damit der Tag strukturiert bleibt.
  • Lobe den Dementen bei jeder Gelegenheit, dadurch baust du sein Selbstbewusstsein auf.

Welche Auswirkungen hat die Demenz auf die Kommunikation?

Damit richtig gepflegt werden kann, müssen der Pfleger und der Pflegebedürftige gut miteinander kommunizieren. Nur so kann ein reibungsloser Pflegeprozess erfolgen und die richtigen Pflegemaßnahmen angewendet werden. Durch eine gelungene Kommunikation kann ein kranker Mensch viel schneller gesund werden.

Oftmals sind demente Menschen in ihren kommunikativen Fähigkeiten stark eingeschränkt, dadurch fällt es ihnen unglaublich schwer präzise zu formulieren, was ihr Problem ist, oder wo sie Schmerzen haben. Darüber hinaus können sie auch ihr Umfeld nicht wirklich verstehen, da sie kognitiv stark eingeschränkt sind. Durch diese Kommunikationsschwierigkeiten kommt es beim Pfleger und Pflegebedürftigen häufig zu Anspannungen, Ungeduld und Missverständnissen. Dadurch geraten viele demente Menschen leider in eine schlechter psychische und körperliche Verfassung, da keine fachgerechte Pflege erfolgen kann.

Genau an dieser mangelhaften Schnittstelle setzt die Validation von Naomi Feil an, die Validationstechniken sollen genau diese Probleme umgehen, indem durch Akzeptanz und Empathie eine neue Kommunikationsatmosphäre geschaffen wird. Durch die gegenseitige Wertschätzung und dem Akzeptieren der Demenz als Krankheit verbessert sich die Kommunikation nachhaltig und die Pflegemaßnahmen können besser umgesetzt werden.

Frage: Was haltet ihr von der Validation bei dementen Menschen?