September 27, 2020

Die generalistische Pflegeausbildung

Von Ioannes
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Folgender Artikel soll dich über die neue generalistische Pflegeausbildung informieren. Dazu zählen das Gehalt, die Dauer, der Verlauf, die Änderungen und die verschiedenen Berufsabschlüsse.

Ioannes Giannakakos Altenpfleger und SEO Specialist

Über den Autor:

Fachkraft für Altenpflege

Was ist die generalistische Pflegeausbildung?

Früher konntest du drei verschiedene Pflegeausbildungen absolvieren, hierzu zählten der Altenpfleger, Gesundheits- und Krankenpfleger und der Kinderkrankenpfleger.

Generalistische Pflegeausbildung Ausbildungsinhalte
Das sind ein Teil der Ausbildungsinhalte, die in einer generalistischen Pflegeausbildung vermittelt werden.

Seit dem ersten Januar 2020 wurden alle diese Ausbildungsberufe vereint. Du machst jetzt die Ausbildung zum Pflegefachmann/frau, da es einfach zu viele Überschneidungen in den drei Ausbildungen gab.

Die Ausbildung behandelt dieselben Themen wie vorher auch, jedoch bist du am Ende breiter aufgestellt und flexibler in der Berufswahl.

Generalistische Pflegeausbildung berufsbegleitend

Du kannst die generalistische Pflegeausbildung auch berufsbegleitend absolvieren, allerdings dauert diese dann 4 Jahre anstatt drei. In den meisten Fällen musst du jedoch als Pflegehilfskraft in einem Krankenhaus oder einer anderen Pflegeeinrichtung arbeiten.

Die Ausbildung dauert ein Jahr länger, weil du die Theorie-Einheiten an der Pflegeschule verkürzt sind, im Vergleich zur dreijährigen Ausbildung. Das bedeutet, du schreibst auch weniger Klausuren und hast unter der Woche mehr Zeit zum arbeiten. Dadurch verdienst du mehr Geld und kannst die Ausbildung noch nebenbei machen.

Insbesondere für alleinerziehende Mütter eignet sich dieses Modell hervorragend.

Generalistische Pflegeausbildung Urlaubsanspruch

In deiner Pflegeausbildung stehen dir bis zu 30 Tage Urlaub zu, allerdings gibt es hier einige Sachen zu beachten. Der Urlaub darf nicht innerhalb der Schulzeiten genommen werden. Nur in deinem Praxisblock darfst du den Urlaub nehmen.

Deine Urlaubstage kannst du dir einplanen, wie du möchtest. Du solltest das jedoch mit deinem praktischen Träger abklären. Damit es zu keinen Überschneidungen mit den anderen angestellten kommt. Oftmals musst im Altenheim jedoch entweder an Silvester oder an Weihnachten arbeiten. An beiden Tagen frei zu bekommen, ist in der Regel nicht möglich.

Hier sind noch weiterführende Informationen über deinen Urlaubsanspruch in der generalistischen Pflegeausbildung.

In Deutschland ist der Urlaubsanspruch für Auszubildende im Allgemeinen und somit auch für Auszubildende in einer generalistischen Pflegeausbildung im Bundesurlaubsgesetz (BUrlG) sowie im Berufsbildungsgesetz (BBiG) geregelt. Dieser Anspruch gilt bundesweit und unterscheidet sich normalerweise nicht von Bundesland zu Bundesland. Allerdings können tarifvertragliche Regelungen oder individuelle Vereinbarungen im Ausbildungsvertrag zu Abweichungen führen. Hier einige grundlegende Informationen zum Urlaubsanspruch:

  • Mindesturlaubsanspruch: Der gesetzliche Mindesturlaub für Auszubildende beträgt 24 Werktage pro Jahr. Dies basiert auf einer Sechs-Tage-Woche, wobei der Samstag als Werktag zählt. Bei einer Fünf-Tage-Woche reduziert sich dieser Anspruch entsprechend auf 20 Tage.
  • Alter der Auszubildenden: Für minderjährige Auszubildende gelten besondere Regelungen nach dem Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG). Auszubildende unter 18 Jahren haben Anspruch auf mehr Urlaubstage:
    • Unter 16 Jahren: Mindestens 30 Werktage Urlaub
    • Unter 17 Jahren: Mindestens 27 Werktage Urlaub
    • Unter 18 Jahren: Mindestens 25 Werktage Urlaub
  • Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen: In vielen Branchen, einschließlich der Pflege, können Tarifverträge oder Betriebsvereinbarungen gelten, die einen höheren Urlaubsanspruch festlegen. Es ist daher wichtig, den geltenden Tarifvertrag oder die Betriebsvereinbarung zu prüfen.
  • Teilzeit und unvollständige Ausbildungsjahre: Bei einer Teilzeitausbildung oder wenn das Ausbildungsjahr nicht komplett absolviert wird, erfolgt eine anteilige Berechnung des Urlaubsanspruchs.
  • Regionale Unterschiede: Obwohl das Bundesurlaubsgesetz und das Berufsbildungsgesetz auf Bundesebene gelten, können in den einzelnen Bundesländern spezifische Regelungen oder Empfehlungen für die Pflegebranche bestehen. Diese können zum Beispiel in den Ausführungsbestimmungen der jeweiligen Landesgesetze zu finden sein.

Die genauen Informationen über deinen Urlaubsanspruch entnimmst du am besten aus deinem Ausbildungsvertrag. Du kannst selbstverständlich auch in deinem Vorstellungsgespräch fragen, wie viel Urlaub dein Träger dir gibt. Er muss sich dabei jedoch an die gesetzlichen Mindestgrenzen halten.

Generalistische Pflegeausbildung Abschluss

Wie vorhin erwähnt, hast du durch diese neue Pflegeausbildung die Möglichkeit eine allgemeine Pflegequalifikation zu erhalten, oder du spezialisierst dich auf ein Feld.

Hier kannst du wählen zwischen Altenpflege, Krankenpflege und Kinderkrankenpflege. Die Wahl kannst du im letzten Lehrjahr treffen, natürlich musst du dich nicht entscheiden und kannst auch einfach den Abschluss zum/zur Pflegefachmann/frau machen.

Diese kleine Tabelle soll dir dabei helfen einen Überblick zu bekommen:

1. bis 2. Lehrjahr3. LehrjahrAbschlüsse
Generalistische PflegeausbildungFortsetzung der allgemeinen AusbildungPflegefachmann/frau
Spezialisierung auf Kinder- oder KrankenpflegeGesundheits- und Krankenpfleger/ Kinderkrankenpfleger
Spezialisierung auf AltenpflegeAltenpfleger

Falls dir die Entscheidung schwerfällt, kannst du einfach die allgemeine Ausbildung fortsetzen und dir so alle Türen offen halten.

Generalistische Pflegeausbildung Inhalte

Ich liste der ein paar der Kompetenzen auf, die der in der Ausbildung vermittelt werden, alle würden eindeutig den Rahmen dieses Artikels sprengen:

  • Aufgaben und Konzepte in der Pflege
  • Theoretische Grundlagen der Pflege
  • Pflegeforschung und Umsetzung von Forschungsergebnissen
  • Biographiearbeit
  • Gesundheitsförderung und Prävention
  • Rehabilitation
  • Pflegeprozess
  • Pflegediagnostik
  • Pflegedokumentation
  • Pflegerelevante Grundlagen
  • Handeln in Notfällen
  • Kommunikation, Gesprächsführung
  • Rechtliche Grundlagen
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Das und viel mehr wird dir in der Ausbildung beigebracht. Wenn du dich jetzt fragst, wie genau die Lehre strukturiert ist, dann bist du im nächsten Kapitel genau richtig.

Ablauf der Ausbildung

Die generalistische Ausbildung ist in zwei Teile gegliedert. Zum einen in den theoretischen Teil dieser umfasst 2100 Stunden und zum anderen in den praktischen Teil dieser umfasst 2500 Stunden.

In deiner Pflegeschule lernst du alle theoretischen Grundlagen, meist ist das Modell hier Blockunterricht. Du hast einen Monat Schule und danach ungefähr 6-8 Wochen praktischen Einsatz.

In deinem praktischen Betrieb arbeitest du die Lernfelder mit deinem Praxisanleiter ab und du wirst Stück für Stück an die Arbeit herangeführt. Am Ende musst du auch immer einen Praxisbericht für die Schule schreiben.

Welche Ziele hat die generalistische Pflegeausbildung?

Das Hauptziel der neuen Pflegeausbildung ist es, die Berufe in der Pflege attraktiver für junge Menschen zu machen. Denn in der Pflege mangelt es nach wie vor an qualifizierten Fachkräften und das, obwohl die Zulassungsvoraussetzungen nicht besonders hoch sind. Aus diesem Grund wurde die bundesweite Reform eingeführt, wahrscheinlich hängt das auch mit dem demografischen Wandel in einigen Jahren zusammen. Die Generation der Baby-Boomer wird immer älter und wird bald auch Pflege benötigen.

Was hat es mit dem demografischen Wandel in Deutschland auf sich und welche Auswirkungen hat dieser auf die Pflege?

Die Geburtenrate in Deutschland ist ganz eindeutig unter dem europäischen Durchschnitt, somit bringen Frauen in Deutschland im Schnitt 1,5 Kinder auf die Welt. Dazu kommt, dass ein Großteil der Bevölkerung immer älter wird und damit auch Potential für die Pflegebedürftigkeit mit sich bringt. Experten gehen davon aus, dass im Jahre 2060 ungefähr jeder Dritte über 65 Jahre alt sein wird.

Dieser demografische Wandel wird einen erhöhten Bedarf an Pflegefachkräften generieren, somit ist die Pflege ein echter Zukunftsberuf. Vor allem der stationäre Bereich wird deutlich mehr Nachfrage nach geeignetem Personal haben als der ambulante Bereich. Somit ist die Pflege ein echter Wachstumsmarkt und kann vielen Menschen eine sichere Zukunft bieten, trotz der Unannehmlichkeiten des Fachkräftemangels.

Kann ich die generalistische Pflegeausbildung auch in Teilzeit absolvieren?

Einige Schulen bieten die Ausbildung auch in Teilzeit an, das ist vor allem für Alleinerziehende hervorragend geeignet, da so das Familienleben und das Berufsleben problemlos vereint werden können. Allerdings verlängert sich die Ausbildungsdauer in Teilzeit von drei Jahren auf vier Jahre, somit müssen Personen etwas mehr Zeit einplanen.

Gehalt in der Ausbildung

In den meisten Fällen wird dir dein Ausbildungsgehalt tariflich vergütet, hierbei unterliegt der Tarif den Regelungen des öffentlichen Dienstes. Das Ausbildungsgehalt kann sich sehen lassen:

1. Lehrjahr2. Lehrjahr2. Lehrjahr
1.100 Euro1.150 Euro1.250 Euro
BruttoBruttoBrutto
Quelle: TVAöD

Kirchliche und öffentliche Träger zahlen meist mehr Geld als private Pflegeeinrichtungen.

Zugangsvoraussetzungen für die generalistische Pflegeausbildung

Mit einem mittleren Schulabschluss oder einer anderweitigen zehnjährigen Schulabschluss bist dazu berechtigt, die Ausbildung zu beginnen.

Hier ein Video über die generalistische Pflegeausbildung:

Auch mit einem Hauptschulabschluss kannst du dich bewerben, allerdings solltest du hier noch eine zweijährige Berufsausbildung abgeschlossen haben.

Abschlussprüfung und Examen

Im letzten Lehrjahr findet die staatliche Prüfung statt, nun entscheidet sich, ob du das Zeug zur Pflegefachkraft hast oder nicht.

Die Prüfung teilt sich in zwei Teile auf, es gibt den praktischen Teil und den theoretischen Teil.

Für den theoretischen Teil solltest du einige Wochen zur Vorbereitung einplanen, da das gesamte Wissen der letzten drei Jahre abgefragt wird. Die Prüfungsformen hier sind Klausuren und ein Fachgespräch.

In der praktischen Prüfung musst du eine Pflegesituation fachgerecht durchführen unter Beobachtung deiner Dozenten. Nachdem die Pflege und alle weiteren Maßnahmen abgeschlossen sind, musst du dich noch einem kurzen Gespräch stellen und deine Handlungen beschreiben.

Bist du erfolgreich gewesen und hast nochmal ein sauberes Führungszeugnis abgegeben, dann bekommst du deine staatliche Anerkennung und dein Abschlusszeugnis.

Studium nach der Pflegeausbildung

Nach der Ausbildung besteht sogar die Möglichkeit auf ein Studium, so kannst du in Hessen (FH Frankfurt) beispielsweise ohne Abitur aber mit abgeschlossener Pflegeausbildung einen Bachelorstudiengang für Management und Gesundheit in der Pflege absolvieren. Dieses ermächtigt dich dann direkt in höheren Positionen wie im Case-Management oder als Pflegedienstleitung einzusteigen.

Jedoch ist Vorsicht geboten, manche Hochschulen verlangen, falls kein Abitur vorhanden ist, drei Jahre Berufserfahrung nach der abgeschlossenen Ausbildung. Andere Hochschulen hingegen verlangen nur die abgeschlossene Ausbildung und wiederum andere verlangen eine abgeschlossene Pflegeausbildung und Abitur. Jedoch ist es durchaus möglich einen Studiengang zu finden, welcher nur die abgeschlossene Ausbildung verlangt.

Vor- und Nachteile der generalistischen Pflegeausbildung

Pros
  • Gutes Ausbildungsgehalt
  • Europaweite Anerkennung des Examens
  • Man ist flexibler in der Berufswahl
Cons
  • Hohe theoretische Anforderungen an Azubis
  • Lehrling muss schon vor der Ausbildung praktischen Betrieb wählen, dadurch Einschränkungen in der freien Entwicklung

Frage: Wie findet ihr die generalistische Pflegeausbildung?